Viele Einwohner Portugals haben im Angesicht der Coronavirus-Pandemie die Flucht aus den Großstädten Lissabon und Porto angetreten und haben sich in ihre Zweitwohnungen in den ruhigeren oder weniger belebten Gebieten des Landes begeben. Davon wird jedoch dringendst abgeraten. Denn damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, das Coronavirus zu verbreiten und andere Menschen anzustecken, insbesondere in Gebieten, in denen die Bevölkerung tendenziell deutlich älter ist und die medizinische Versorgung nicht so gut gewährleistet ist wie in den Städten.
Laut der portugiesischen Tageszeitung Público wird dieses Phänomen in ganz Portugal beobachtet. Viele Einwohner begeben sich jetzt, zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, ins Landesinnere. Diejenigen, die dauerhaft in diesen Gebieten im Landesinneren leben, werden somit einem höheren Ansteckungsrisiko ausgesetzt, obwohl sie sonst möglicherweise nicht von der Pandemie bedroht wären.
„Seit etwa einer Woche kommen hier immer mehr Menschen an, darunter viele aus Lissabon. Es kommen aber auch viele Ausländer aus ihren Heimatländern, um ihre Ferienhäuser zu beziehen, die sie normalerweise nur im Sommer bewohnen“, erklärt ein Ladenbesitzer aus der Gemeinde Coja in Arganil, der anonym bleiben möchte, gegenüber der Zeitung. „Ich habe auch Freunde, die in Spanien leben und jetzt zurückgekehrt sind. Wir verstehen die Situation; dort leben sie in Wohnungen und hier haben sie einen kleinen Garten, aber es ist ein Problem.“
Diese Entwicklung wird von Arganils Bürgermeister, Luís Paulo Costa, bestätigt. Er fügt hinzu, dass „die Bevölkerung der Gemeinde erheblich zugenommen hat“. Die Stadtverwaltung versuche, „das Bewusstsein derjenigen, die bereits in die Region gekommen sind, zu schärfen, um unnötige soziale Kontakte zu vermeiden“. Der Bürgermeister betont, dass die Gemeinde abgesehen davon nicht viel mehr tun könne. Der erste Fall einer COVID-19-Infektion wurde am 23. März bestätigt.
Im Süden Portugals, in der Region Alentejo, gibt es ebenfalls Anzeichen dafür, dass ländliche Gebiete, die vorher weitgehend unbewohnt waren, nun deutlich mehr Einwohner aufweisen.
„Ich habe bereits drei Paare in dieser Gegend gesehen. Eines stammt aus Frankreich und eines aus Lissabon“, erklärt Amilcar Palma, ein Pastor, der auch von der Zeitung zitiert wird. „Bekannte erzählten mir, dass in Vale do Poço auch bereits Menschen von außerhalb aufgetaucht sind. Die Leute sollten dort bleiben, wo sie sind."
Originalartikel: Não, esta não é a melhor altura para ir viver para uma aldeia (Público)