Die Autonome Region der Azoren ist für ihre tägliche seismische Aktivität bekannt. In den letzten Wochen wurde auf der Insel Terceira ein Erdbeben mit einer Stärke von 2,1 auf der Richterskala verspürt. Nach einer Prüfung stellte der Rechnungshof (Tribunal de Contas, TdC) fest, dass die Flächennutzungspläne der Azoren den Bau von Gebäuden in erdbebengefährdeten Gebieten nicht verbieten. Aus diesem Grund fordert der TdC, Studien zu diesem Thema durchzuführen, um Strategien für die Grundstückserschließung unter Berücksichtigung des Erdbebenrisikos zu entwickeln.
Obwohl zwischen 2010 und 2018 mehrere Studien zu Erdbebenrisiken auf den Azoren durchgeführt wurden, räumt der TdC laut der Zeitung Público ein, dass die Gebiete mit hohem seismischen Risiko, in denen keine Bauarbeiten zugelassen werden sollten, nicht ermittelt wurden. „Es ist kein kommunaler Flächennutzungsplan bekannt, bei dem eine Bewertung von Gebäuden und Aktivitäten in erdbebengefährdeten, vulkanischen, geotechnischen und überschwemmungsgefährdeten Gebieten im Hinblick auf die mögliche Verlagerung von Gebäuden und Nutzungen sowie die Bestimmung technischer Kriterien zur Minimierung der Risiken für Menschen und Eigentum durchgeführt wurde“, so Cristina Flora, die für den TdC-Bericht zuständige Stadträtin.
Dies bedeutet, dass den öffentlichen Entscheidungsträgern bei der Entscheidung über ein Bauprojekt keine Instrumente zur Flächennutzungsplanung zur Verfügung stehen, die es ihnen ermöglichen, das mit dem Standort des Neubaus verbundene seismische Risiko zu kennen. In der Azorenregion seien die Gemeinden Praia da Vitória und Horta die einzigen Ausnahmen von der Regel, berichtet die Zeitung.
Zu diesem Zweck empfiehlt der TdC den Kommunen und der Regionalregierung der Azoren, innerhalb der nächsten drei Jahre Flächennutzungspläne für jede Insel zu erstellen, welche die mit jedem Gebiet verbundenen seismischen Risiken enthalten und sowohl für private als auch für öffentliche Einrichtungen gelten sollen. Diese Empfehlung geht über die Azoren hinaus, da Portugal in einem erdbebengefährdeten geografischen Gebiet liegt. Vor diesem Hintergrund werden alle vom TdC durchgeführten Audits diese Erdbebenparameter berücksichtigen.