ROBIN WORRALL/Unsplash
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Der Spartacus International Gay Index 2019 hat Portugal (neben Schweden und Kanada) zum LGBT-freundlichsten Land gekürt. Es wurden neue Gesetze verabschiedet und bestehende angepasst, so dass sich das südeuropäische Land an die Spitze der LGBT-freundlichen Länder (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und Intersexuelle) gesetzt hat, auch wenn es noch immer viel zu tun gibt. Lissabon ist nach wie vor sehr angesagt und beherbergt einige der integrativsten und beliebtesten Stadtviertel des Landes: Arroios und Misericórdia. Aber wie viel kostet es, eine Immobilie in einem dieser Szeneviertel zu kaufen oder zu mieten? idealista/news hat sich auf die Suche nach Antworten gemacht.

João Passos, Projektleiter von „Lisboa Pride - homes for everyone“ und seit 10 Jahren Immobilienmakler bei RE/MAX, sieht „keine großen Veränderungen in Lissabon“ in Bezug auf die bevorzugten Wohngebiete.

Avenida Almirante Reis / Wikimedia commons
Avenida Almirante Reis / Wikimedia commons

„Die Gegend Príncipe Real (Misericórida) ist nach wie vor das angesagteste Szenevierte (zusammen mit den angrenzenden Gebieten wie Santa Catarina und Bairro Alto). Die Avenida Almirante Reis (Intendente, Bairro das Colónias, Freguesia de Arroios) ist aufgrund niedrigerer Preise und der Metrostation (grüne Linie, direkte Verbindung nach Baixa/Chiado) stark im Wachstum begriffen“, erklärt der Experte gegenüber idealista/news.

Passos fügt hinzu, dass sich „ein großer Teil der LGBT-Gemeinde aus anderen Ländern, insbesondere aus Brasilien, in dem Gebiet um die Avenida Almirante Reis in Lissabon niedergelassen hat“.

Wie teuer ist es, eine Immobilie in einem der Szeneviertel Lissabons zu kaufen oder zu mieten?

Das Preisniveau in der portugiesischen Hauptstadt nimmt weiter zu. Die neuestem Wohnungspreisstatistiken, die im Mai vom Nationalen Statistikinstitut (INE) veröffentlicht wurden, machen Lissabon als die teuerste Stadt für den Kauf eines Eigenheims aus. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Lissabon beträgt 3.010 Euro und übertrifft in drei Stadtvierteln sogar die 4.000 Euro-Grenze: Santo António (4.568 Euro), zu der auch die Avenida da Liberdade, Santa Maria Maior (4.297 Euro), Chiado und Misericórdia (4.126 Euro) gehören – einige der beliebtesten Viertel der LGBT-Gemeinde. In Arroios (einem weiteren homosexuellenfreundlichen Viertel) liegen die Preise bei 3.000 Euro/m2.

idealista/news wollte wissen, wie teuer es ist, eine Zwei- oder Dreizimmerwohnung (T1 bzw. T2) in einem dieser Szeneviertel (Misericórdia und Arroios) zu kaufen oder zu mieten. Nach Angaben von idealista/data lag die Miete für eine Zweizimmerwohnung (T1) in Arroios – bei Veröffentlichung dieses Artikels – bei durchschnittlich 925 Euro pro Monat. Eine Dreizimmerwohnung (T2) kostet durchschnittlich etwa 1300 Euro pro Monat. Wie sieht es mit den Kaufpreisen aus? Eine Zweizimmerwohnung kostet durchschnittlich 240.000 Euro. Der Preis für eine Dreizimmerwohnung liegt durchschnittlich bei 315.000 Euro.

Jardins do Príncipe Real in Misericórdia / Wikimedia commons
Jardins do Príncipe Real in Misericórdia / Wikimedia commons

Im Viertel Misericórdia liegen die Preise im Vergleich zu Arroios höher. Die Miete für eine Zweizimmerwohnung in Misericórdia kostet etwa 960 im Monat. Die durchschnittliche Miete für eine Dreizimmerwohnung liegt bei etwa 1600 Euro im Monat. Wer dort eine Wohnung kaufen möchte, muss viel investieren. Eine Zweizimmerwohnung kostet durchschnittlich 510.800 Euro; der Durchschnittspreis für eine Dreizimmerwohnung liegt bei rund 615.000 Euro.

Das „Casa da Diversidade“ entsteht in Arroios

Arroios gilt als das multikulturellste Viertel von Lissabon, in dem etwa 92 Nationalitäten friedlich nebeneinander leben. Hier wird das „Casa da Diversidade“ entstehen, in dem das künftige Städtische LGBT-Zentrum und das Städtische Zentrum für Interkulturalität untergebracht sein werden. Es soll ein Treffpunkt für verschiedene Gruppen und Minderheiten im Kampf gegen Diskriminierung und Gewalt sein.

Das „Casa da Diversidade“ wird im Mercado do Forno do Tijolo in Arroios entstehen / Wikimedia commons
Das „Casa da Diversidade“ wird im Mercado do Forno do Tijolo in Arroios entstehen / Wikimedia commons

Das Projekt wird – mit Unterstützung der Stadtverwaltung von Lissabon – auf dem Mercado do Forno do Tijolo entstehen und soll 2020/2021 fertiggestellt sein.

Portugal ist das beliebteste Ziel für LGBTI-Reisende

Portugal ist laut Spartacus International Gay Guide Index 2019 das LGBT-freundlichste Reiseland der Welt und teilt sich den ersten Platz mit Kanada und Schweden. Die Daten belegen, dass sich Portugal von 2018 bis 2019 um 27 Positionen verbessert hat und nun das Ranking anführt.

Der Index untersuchte 197 Länder anhand von 14 Kriterien, darunter Antidiskriminierungsgesetze, Ehe und Partnerschaft, Adoption, Transgenderrechte und Verfolgung von LGBT-Menschen.

Die Situation der LGBT-Reisenden in Brasilien, Deutschland und den USA hat sich verschlechtert. Sowohl in Brasilien als auch in den USA haben die rechtskonservativen Regierungen Initiativen ergriffen, um bestehende LGBT-Rechte zu widerrufen. „Diese Maßnahmen haben zu einer Zunahme homophober und transphober Gewalt geführt“, so die Studie. Auch in Deutschland nahm die Gewalt gegen LGBT-Menschen zu, so dass das Land sich von Platz 3 auf Platz 23 verschlechterte.

Einige der gefährlichsten Länder für LGBT-Reisende sind nach wie vor Saudi-Arabien, Iran, Somalia und die Russische Republik Tschetschenien, in denen Homosexuelle teilweise gefoltert, verhaftet oder sogar hingerichtet werden.

Soziales Klima in Portugal immer noch homophob

Trotz der Fortschritte bei der Gesetzgebung und obwohl Portugal international als LGBT-freundliches Land anerkannt wird, „ist das soziale Klima in Portugal immer noch homophob und transphob“, so eine Stellungnahme von ILGA Portugal (Verband von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen und Intersexuellen) zum Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie, der am 17. Mai gefeiert wird.

Charlotte Butcher/Unsplash
Charlotte Butcher/Unsplash

Der Verband nutzte das Datum, um den zweiten Folgebericht zur Empfehlung des Europarates für die Annahme von Maßnahmen zur Bekämpfung von Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung oder der geschlechtsspezifischen Identität vorzulegen, und betonte, dass keine Bewertung der Auswirkungen der Gesetze auf die LGBTI+-Gemeinschaft vorgenommen wird und dass Portugal trotz der „ständigen Forderungen“ verschiedener Organisationen keine Daten über die Erfahrungen dieser Personen, einschließlich Straftaten, sammelt.

In dem Bericht empfahl die ILGA eine Überarbeitung des Artikel 13 der portugiesischen Verfassung – dem Grundsatz der Gleichheit –, da er nur die Frage der sexuellen Orientierung ausdrücklich vorsieht. Der Verband ist jedoch der Ansicht, dass die geschlechtsspezifische Identität, der geschlechtsspezifische Ausdruck und die sexuellen Merkmale auch explizit erwähnt werden sollten.

Der CSD erobert die Straßen von Lissabon

Die portugiesische Hauptstadt kleidete sich am vergangenen Samstag (22. Juni 2019) in den Regenbogenfarben, um die Gleichberechtigung und die freie Bestimmung der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität zu verteidigen.

Lisboa Pride 2019 / Facebook ILGA
Lisboa Pride 2019 / Facebook ILGA

Am 29. Juni 2019 wurde in Lissabon der zweite CSD veranstaltet. Am Samstag darauf findet der „Orgullo“ in Madrid statt, bei dem idealista mit einem Wagen teilnehmen wird, um sich für Vielfalt einzusetzen.